Der Kommandozeileninterpreter, die Shell, ist die Benutzeroberfläche von Linux. Es gibt auch eine ausgezeichnete grafische Benutzeroberfläche -- das X Window System -- aber auch hier hat die normale Shell eine herausragende Bedeutung.
Dem DOS-geschädigten Anwender mag das seltsam anachronistisch vorkommen, gibt es dort doch schon seit Jahren erfolgreiche Tools und Commanders, die die Berührung mit dem ,,rohen`` Kommandozeileninterpreter vermeiden helfen. Da scheint Linux mit seinen Shells reichlich veraltet.
Wenn Sie aber den Umgang mit einer Shell wie der bash, der tcsh oder der zsh einmal gelernt und sich an die vielfältigen Hilfen und Möglichkeiten gewöhnt haben, werden auch Sie diese großen Shells den Kommandeuren und ihren Artgenossen vorziehen.
Zum Beispiel bieten alle modernen Shells einen Kommandozeilenspeicher.
In der bash, der Standardshell der meisten Linux-Distributionen,
können Sie mit den Cursortasten HOCH und RUNTER in der
eigenen Computergeschichte nach Wiederverwendbarem herumstöbern. Hier
stehen die letzten hundert Kommandozeilen
zur Auswahl. Auch die gezielte Suche nach einer bestimmten
Kommandozeile ist möglich, wenn Sie ein eindeutiges Wort aus dieser
Zeile erinnern: Mit der Tastenkombination CONTROL-R
erscheint anstelle des
bekannten Promptes die Aufforderung, den Suchbegriff einzugeben. Mit
jedem eingegebenen Zeichen wird weiter rückwärts im
Kommandozeilenspeicher nach einem passenden Begriff gesucht und die
erste passende Zeile sofort angezeigt. Wenn die gewünschte Zeile auf
diesem Weg gefunden wurde, können Sie mit den übrigen Editorfunktionen
(siehe unten) die Zeile nochmal bearbeiten und schließlich mit einem
Zeilenende RETURN abschließen.
Selbstverständlich kann die Kommandozeile auf vielfältige Weise bearbeitet werden. Mit den Cursortasten kann die Einfügemarke an eine beliebige Stelle gebracht werden, die BACKSPACE und DELETE Tasten verhalten sich erwartungsgemäß, und es stehen weitere Editorbefehle aus dem Befehlssatz von vi oder emacs zur Verfügung. Eine der mächtigsten Funktionen ist dabei die automatische Ergänzung einzelner Wörter durch die Shell. Mit der Tabulatortaste wird diese Funktion ausgelöst. Die Shell versucht, das bis dahin eingegebene Wort zu ergänzen, indem sie das erste Wort einer Kommandozeile mit allen möglichen Kommandos, die folgenden Wörter mit Datei- und Verzeichnisnamen vergleicht und die längste eindeutige Lösung in die Kommandozeile schreibt. Häufig reicht es aus, wenn Sie zwei oder drei Buchstaben eines Kommandos eingeben, der Rest wird von der Shell automatisch ergänzt.
Eine weitere Hilfe, die die Shell anbietet, sind die Jokerzeichen, die sogenannten ,,Wildcards``. Beispielsweise
$ ls -l /bin/m* -rwxr-xr-x 1 ruth other 4104 Sep 4 1992 /bin/mkdir -rwx-x-x 1 ruth ruth 5212 Sep 5 17:27 /bin/mkfs -rwxr-xr-x 1 ruth other 3336 Sep 4 1992 /bin/mknod -rwx-x-x 1 ruth ruth 12220 Apr 17 1993 /bin/mount -rwxr-xr-x 1 ruth other 6724 Sep 4 1992 /bin/mv $ _
gibt ein ausführliches Listing aller Kommandos im Verzeichnis /bin aus, deren Name mit dem Buchstaben m beginnt.
Weitere Informationen zur bash finden Sie ab Seite hier.